Wider das Vergessen – Gedenkstättenfahrt nach Majdanek

Als Zdzislaw Badios 17 Jahre alt war, kamen die deutschen Soldaten in sein Dorf nahe der Stadt Lublin in Polen. Die Männer in Braunhemden zwangen alle Männer auf einen Lastwagen. Wer die Flucht wagte, wurde ohne Vorwarnung erschossen. Ziel des Transportes: Das KZ Majdanek. Einen Namen hatte Zdzislaw fortan nicht mehr. „Ich war nur noch die Nummer 16 291“, berichtet der heute 92jährige rückblickend vor der Schülergruppe von der Gesamtschule Suderwich bei ihrer Gedenkfahrt nach Lublin. Eine Woche lang, vom 6. Bis 10. November 2017, machte sich die elfköpfige Gruppe aus dem Projektkurs “Wider das Vergessen” der Jahrgangsstufe 13 in den Gedenkstätten Majdanek, Belzec und ihrer Umgebung auf die Suche nach den Spuren aus dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Inhaltlicher Schwerpunkt war die so genannte „Aktion Reinhard“ bei der rund 1,8 Millionen polnischer Juden in drei Vernichtungslagern ermordet wurden. Die jungen Erwachsenen recherchierten mehrere Tage lang in den Archiven des ehemaligen Lagers und des Theaters N.N. in Lublin. Wichtige Eindrücke vermittelte auch das Gespräch mit dem Zeitzeugen Alexander Olech, der als Kind von den Nazis verschleppt worden war.
Begleitet wurden sie dabei von den Lehrern Mike Kochstädt und Matthias Ermisch. Die Leitung vor Ort hatte Berthold Weber von der Humanistischen Union. Einer der bewegendsten Momente für die Schülerinnen und Schüler war das Gespräch mit dem Zeitzeugen Zdzislaw Badios, der 1942 so alt wie sie heute war. Anders als die meisten seiner Mitgefangenen hatte Zdzislaw Glück. Nach vier Monaten in täglicher Todesangst unter menschenunwürdigen Haftbedingungen wurde er unvermittelt entlassen. Den Grund dafür hat er nie erfahren. Noch im hohen Alter steht er jetzt fast täglich im Kontakt mit Vertretern der jungen Generation aus ganz Europa. Sein Wunsch: Was damals passiert ist, darf sich nie mehr wiederholen.
Für die Mitglieder des Projektkurses geht die Arbeit nach der Rückreise weiter. Mit Zitaten aus der Recherche vor Ort und zusätzlicher Literatur erarbeiten die Schülerinnen und Schüler eine Theaterperformance, mit der sie zum kritischen Nachdenken anregen wollen. Die Vorführung ist für das kommende Frühjahr geplant.