Zwangsarbeiter und Nicht-Arier

Der Rassenwahn der Nationalsozialisten

Das Wort Arier kommt von dem indoiranischen Wort „arya” und wurde ursprünglich mit „rechtmäßig“, „edel” übersetzt. Im 19. Jahrhundert wurde dieses Wort dann mit einer Herrenrasse gleichgesetzt, welche die „unkultivierten” Völker, vor allem die Ureinwohner in den Kolonien, „kultivieren” muss. In der Zeit der Weimarer Republik (1919-1933) wurde der Begriff des „Ariers” durch Adolf Hitler in seinem Buch “Mein Kampf” (1925/26) radikalisiert. Er stellt darin den „Arier” als einzige kulturschaffende „Rasse“ dar, welche immer durch die parasitär lebende “jüdische Rasse”, mit ihrer rein materialistischen Denkweise, tödlich bedroht ist. In der Denkweise der Nationalsozialisten gab es neben der „arischen Rasse“ und der „jüdischen Rasse“ noch die „slawische Rasse“, welche in der Sichtweise der Nazis nur Menschen zweiter Klasse waren und allenfalls als Arbeitssklaven zu gebrauchen waren.[1] [2]

Zum Ende des 2. Weltkrieges wurden diese Arbeitssklaven in allen Schlüsselzweigen der Industrie im Deutschen Reich eingesetzt. Im Ruhrgebiet waren das vor allem die Zechen, die Stahlwerke sowie die Waffen -und Munitionsfabriken wie zum Beispiel Krupp in Essen.

Im Allgemeinen Sprachgebrauch allerdings wurden diese Menschen eher als Zwangsarbeiter bezeichne.

Der bekannteste Einsatzbereich von Zwangsarbeitern waren die Fabrikbunker, in welchen die Langstreckenrakete Aggregat 4, eher bekannt unter dem Namen V2, gefertigt wurden. Im Jahr 1944 wurden acht Millionen Zwangsarbeiter in Deutschland eingesetzt. Die Zwangsarbeit wurde im deutschen Reich nicht nur zur Ausnutzung der Arbeitskraft genutzt, sondern auch zur Vernichtung einzelner Volksgruppen.

[1] Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 30. (In Wikipedia)

[2]  Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2., durchgesehene und überarbeitete Auflage. De Gruyter, Berlin 2007, S. 57. (In Wikipedia)

Jurij Wassiljew- Ein Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion

Jurij Wassiljew war während des zweiten Weltkrieges für die sowjetische Pionierkompagnie der 12. Panzerdivision im Einsatz. Im März 1943 wurde er schwer verletzt, als seine Einheit von der deutschen Südarmee umzingelt wurde . Er wurde von einer Bäuerin gefunden, die sich anschließend um ihn kümmerte. Am 7. Juni wurde Jurij Wassiljew von ukrainischen ,,Schutzmännern”, die mit den deutschen Besatzern kolaborierten, entdeckt und festgenommen. Er wurde darauf nach Gelsenkirchen-Horst gebracht, wo er mit 200 anderen Zwangsarbeitern einem Bergwerk zugeordnet wurde. Im Juli hatte Wassiljew einen Unfall im Bergwerk, deutsche Bergleute haben ihn aber gerettet. Er wollte seiner Arbeit entkommen und ging nach Recklinghausen. Dort wurde er mit einen falschen Namen registriert. Er wurde am 11. Juli den Bischoffs-Werken in die Schlosserwerkstatt zugeteilt und lebte von da an im ,,Lager Ereke”. Wassiljew arbeitete 60 Stunden in der Woche und hungerte ständig. Im April 1944 wurde er dann mit anderen Ostarbeitern verlegt und wurde sogar zum ,,Lagerleiter“ ernannt. Im Sommer bekam Wassiljew einen neuen Ausweis. Damit wurde er als Leonov Juri Vasilijevitsch aus Polen ausgewiesen. Da er laut seinem neuen Ausweis aus Polen kam, musste er auf seiner Kleidung eine ,,Ost” Kennzeichnung tragen. Damit durfte er zu bestimmten Uhrzeiten in der Öffentlichkeit spazieren gehen. Durch seine Arbeit zog er sich einen schweren Leistenbruch zu und wurde daraufhin an die DAF in Münster verwiesen. Wassiljew ist darauf aus Recklinghausen geflüchtet und wollte nach Jena in die Zeiss-Werke. Auf seinem Weg wurde er aber in Halberstadt von einer Kontrolle entdeckt und festgenommen. Man steckte ihn in das Konzentrationslager Buchenwald, wo er die Nummer 70450 zugewiesen bekam. Wassiljew musste zunächst in einem Steinbruch arbeiten. Mit 350 weiteren Gefangenen wurde er danach nach Düsseldorf den Rheinmetall-Borsig Werken verlegt.

Nach dem Vordringen der US Armee im Westen wurde er am 3. März 1945 per Güterzug zurück ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Die Arbeiter waren durch die harte Arbeit und die Unterernährung sehr geschwächt. Die US-Armee rückte inzwischen immer näher an Weimar heran. Daher trieben am 10. April 1945 SS Männer mit Schäferhunden Wassiljew und 2000 andere Arbeiter bis nach Weimar. Von dort aus wurden sie am 12. April in das Konzentrationslager Flossenburg verlegt. Nach bereits einer Woche wurde er wieder vom inneren Sicherheitsdienst auf einen Marsch geschickt. Am 23. April wurde Wassiljew von der US Armee befreit, er wurde jedoch darauf zwei Monate lang im ehemaligen Auschwitz Konzentrationslager überprüft. Im Anschluss wurde er wieder in die Rote Armee eingezogen.

Wassiljew zog zurück zu seiner Mutter nach Ribinsk und bekam ein neuen Arbeitsplatz in einer Fabrik. Am 25. Juli 1947 wurde Wassiljew vom KGB verhaftet und verhört. Er wurde von einem  Kriegstribunal zu 25 Jahren Arbeitslager und weiteren 5 Jahren Entzug der Bürgerrechte verurteilt. 1956 wurde Wassiljew begnadigt und zog in eine Wohnung mit seiner Freundin Erika Til. Im Laufe seines Lebens besuchte Wassiljew später öfter noch Recklinghausen.

Quellen:

https://www.recklinghausen.de/inhalte/startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/_details.asp?form=detail&db=545&id=751

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://eservice2.gkd-re.de/selfdbinter320/DokumentServlet%3Fdokumentenname%3D545-751fieldDokument1.pdf&ved=2ahUKEwjZrd7i2fXuAhUjMuwKHcx2CcoQFjAAegQIARAC&usg=AOvVaw3mfqOdFjCG0M5HYH_XjU_h