“Schreiben ist wie Sitzen am Lagerfeuer”
Lit.Ruhr: Autor Jens Soentgen zu Gast

Jens Soentgen ist ein Grenzgänger. Als Philosoph und Chemiker verbindet er die Welt der Geisteswissenschaft mit der Naturwissenschaft. Als Verfasser von Jugendbüchern verarbeitet er komplizierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu spannenden Leseerlebnissen. Im Rahmen der Lit.Ruhr machte der Autor am 6. Oktober Station an der Gesamtschule Suderwich Geresu für eine Lesung aus seinem Buch „Die Nebelspur“ und stellte sich den Fragen interessierter Zehntklässler. Ursprünglich war die Veranstaltung im großen Rahmen auf der Zeche Zollverein in Essen geplant. Die Corona-Pandemie zwang zu einem Ortswechsel, der in die Aula an der Markomannenstraße führte. In seinem Buch „Die Nebelspur“ zeichnet der Autor mit viel Humor den Lebensweg des Physikers Charles Wilson nach. Dem schottischen Wissenschaftler war es Anfang des 20. Jahrhunderts gelungen, mit seiner „Nebelkammer“ die Spuren von Elementarteilchen sichtbar zu machen.
„Schüler für Schüler“ heißt das Motto der Veranstaltungsreihe innerhalb der Lit.Ruhr, die von Jugendlichen vorbereitet und auch moderiert wird. An der Geresu waren das die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10d, die dabei von ihren Lehrern Matthias Flüß und Hendrik Sangel begleitet wurden. Eröffnet wurde die Veranstaltung von den Schülern Yasin Köksal und Max Kühnl. „Warum schreiben Sie Bücher?“, wollte danach das Moderatorenteam Joana Loos und Emir Akar von dem Autor wissen. „Man kann vom Schreiben nicht leben“, stellte Soentgen klar. „Aber ich möchte naturwissenschaftliche Forschung so erzählen, dass sie zugänglich wird“. Die Schriftstellerei ist für Soentgen aber auch eine Art Ausgleichssport. Seine Tätigkeit als Leiter einer wissenschaftlichen Einrichtung in Augsburg ist oft von viel Bürokratie geprägt. „Da ist Schreiben für mich dann wie ein Lagerfeuer, an dem man sitzt und immer wieder etwas hineingibt“.
Nach der Lesung aus seinem Buch demonstrierte der Chemiker einige originelle Experimente, die sich alle um das Thema „Nebel“ drehten. Mit einer Taschenlampe, einer Glaswanne voll Wasser und trüber Möbelpolitur zeigt er, warum der Himmel blau erscheint und wie das Abendrot entsteht. Mit Hilfe eines umgebauten Sodastreams ließ er einen Nebel aus Trockeneis auf der Bühne niedergehen. Am Ende waren nicht nur die rund 60 Zehntklässler begeistert, die mit hygienischem Abstand die Lesung und Experimente verfolgt hatten. „Ich bin schon oft vor Schulklassen aufgetreten“, gab Soentgen zu, „aber noch nie habe ich eine so professionelle, von Schülern geleitete Veranstaltung erlebt“.

Lesung mit Jens Soentgen-2