Sexualerziehung: Ärztin beantwortet gerne alle Fragen

Ist es normal, wenn ein Mädchen mit 15 Jahren immer noch keine Periode hat? Gibt es eigentlich einen Frauenarzt für Männer? Kann man eine Handy-App als Verhütungsmittel benutzen? Es gibt Fragen, die Jugendliche bewegen, auf die sie aber so einfach keine verlässliche Antwort finden. Die Eltern fragen, die Lehrerin oder den Lehrer? Viele trauen sich das nicht. Das weiß auch die Ärztin Andrea Mais, die seit fast 15 Jahren regelmäßig rund 70 Schulen im Umkreis besucht, um Jugendliche in allen Fragen rund um die Sexualität zu beraten. Einmal pro Schuljahr kommt die ehrenamtlich für die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. (ÄGGF) arbeitende Medizinerin für je eine Doppelstunde an die Geresu in die Jahrgänge 6, 8 und 10. Meist kommt sie in Begleitung einer weiteren Ärztin der ÄGGF, die dann in getrennten Gruppen mit den Jungen und Mädchen ins Gespräch kommen. Die Themen sind breit gestreut und die Ärztinnen gehen vorzugsweise auf die konkreten Fragen der Jugendlichen ein. „Wir fangen meist einfach mit einem Fallbeispiel an“, erklärt Andrea Mais. Da geht es dann um die körperlichen Veränderungen in der Pubertät, sexuell übertragbare Infektionen oder Verhütung. Danach kommen die Fragen der Heranwachsenden von selbst und werden im Gespräch beantwortet.
Hilfreich dabei ist eine ganze Gruppe von Anschauungsobjekten meist aus Stoff. Damit kann die Ärztin leicht verständlich und mit viel Humor erklären wie eine Eizelle befruchtet wird, wie sich eine Gebärmutter nach der Geburt wieder zusammenzieht und wie die Geschlechtsorgane aufgebaut sind. Andere Modelle verweisen auch auf sehr ernste Themen wie Schäden durch Alkohol- oder Nikotinkonsum während der Schwangerschaft.
Zunehmend müssen die Ärztinnen mit gefährlichen Fehlinformationen aufräumen. Ausdrücklich warnen sie beispielsweise vor Handy-Apps, die angeblich die unfruchtbaren Tage anzeigen können. „Das ist eine total unsichere Verhütungsmethode.“ Auch Vorurteile gegen Homosexualität stehen immer wieder auf der Tagesordnung. Ein wichtiges Anliegen ist die Information über Impfungen gegen Humane Papillomviren (HPV), die zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs, Peniskrebs oder Genitalwarzen verursachen können. Zum Angebot der ÄGGF gehören ferner Elternabende oder Fortbildungen für Lehrkräfte.
Die Besuche der Ärztinnen der ÄGGF sind Teil des Sexualerziehungskonzeptes der Geresu. In verschiedenen Fächern, durch die Besuche der Ärztinnen oder Unterrichtsgänge zur Beratungsstellen werden die Jugendlichen von Anfang an bei ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung begleitet und zum verantwortlichen Umgang mit der Sexualität angeregt. Weitere Fragen dazu beantwortet gerne Lehrerin Melina Friedriscyk.
Ärztin Andrea Mais sucht übrigens noch weitere Medizinerinnen und Mediziner für die ehrenamtliche Sexualberatung. Dabei appelliert sie vor allem an die männlichen Vertreter der Heilberufe. In der ÄGGF arbeiten derzeit bundesweit 87 Ärztinnen und nur drei Ärzte. www.aeggf.de

Ach so: Ja, es ist normal, wenn ein Mädchen mit 15 noch keine Periode hat und der „Frauenarzt“ für Männer heißt Urologe.